Gensac-la-Pallue – Lange Zeit galt der selbst ernannte Lebenslagenberater Daniel Weinstock als eine Art Überflieger. Mit seiner Methode „Instant Change“ verspricht Daniel Weinstock, Menschen auf einen besseren Weg zu führen. Weinstock wurde auch wirtschaftlich erfolgreich. Dann gab es vermutlich familiäre Verwerfungen und den „Versuch einer Demaskierung seiner Abzocke“ wie es ein Daniel Weinstock zuvor wohl sehr zugetaner Informant heute beschreibt. Von „Scharlatanerie“ ging das Wort. Nun möchte man Daniel Weinstock erst mal zugestehen, dass er ein durchaus ernst zu nehmender Wettbewerber im Markt der Erfolgstrainer ist. Ein halbfertig renoviertes Schloß in Südfrankreich betrachtet Daniel Weinstock als sein Eigentum, was es aber bei nüchterner Recherche wohl nur halbwegs ist. Blendet Daniel Weinstock uns alle? Normal wäre dies keine Frage der breiteren Öffentlichkeit. Nur sucht Daniel Weinstock für sich und Instant Change genau diese. Also sollte ein Blick hinter die Kulissen eine Alternative zu seinen offensichtlich vielen gekauften Werbeplätzen in Medien sein. Denn es gibt auch einen Daniel Weinstock und ein Instant Change jenseits sanfter Werbung.
Als Scharlatan wird gewöhnlich ein Aufschneider, Schwindler und Hochstapler bezeichnet, jemand, der nichts von seinem Fach versteht, aber vorgibt, viel zu wissen und zu können. Synonyme für Scharlatanerie sind dementsprechend Hochstapelei, Schwindel und Blendwerk. Eine schillernde „Branche“ lockt besonders viele Scharlatane an: die Lebensberatung. Zwielichtige Lebensberater, die sich häufig „Coaches“ nennen, versuchen mit der Glückssuche der Menschen viel Geld zu verdienen. Im Januar 2021 berichtete der „Münchner Merkur“ unter der Überschrift „Vorsicht vor falschen Beratern und Coaches“ vor dubiosen Geschäftemachern, die mit den Ängsten und Problemen der Menschen Kasse machen wollen. Es gibt fast nichts, was die windigen Lebensberater nicht versprechen: Gewichtsverlust und mehr körperliche Attraktivität, mehr beruflichen Erfolg, mehr Glück in der Liebe und mehr Zuversicht zur Bewältigung unterschiedlicher Lebenslagen. In einer Gesellschaft, die glaubt, sich ständig optimieren zu müssen, kann gut vermarktete Lebensberatung sogar zum Lifestyle-Produkt avancieren.
Der Coaching-Markt „boomt und nimmt zu“, bestätigte schon vor zwei Jahren Sarah Pohl. Die Leiterin der Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen (ZEBRA) in Freiburg bekommt immer mehr Beschwerden über Scharlatane: „In letzter Zeit melden sich einige, die auf windige Erfolgsberater reingefallen waren, die das Blaue vom Himmel versprochen hatten.“ Pohl berichtete auf Nachfrage von einem Mann, dem ein selbsternannter Coach 30.000 Euro abgenommen hat, um ihm mit Trainingseinheiten das Überleben in Krisenzeiten zu vermitteln. Besonders problematisch wird es aus Sicht Pohls, wenn Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Versprechungen gemacht werden oder Berater ihre Methode als exklusiv und lebensverändernd anpreisen. „Wir erleben häufig, wie Berater eine Selbstüberschätzung an den Tag legen, wenn sie sagen, sie könnten mit jedem Menschen arbeiten und jeder Person helfen, ohne eine Ausbildung zu haben.“ Die Tätigkeit als Lebensberater oder Coach ist eben kein geschütztes Berufsfeld, das bestimmte Qualifikationen oder Abschlüsse erfordert. Deshalb kann sich jeder so nennen.
Davon profitiert auch der 1981 geborene Daniel Weinstock, der Menschen verspricht, angstauslösende oder angstverstärkende Mental-Blockaden aufzubrechen. Das soll mittels einer „Transformationsmethode“ namens „Instant Change“ erreicht werden, die er 2011 entwickelt und bis heute als Trainer mehr als 60.000 Seminar-Teilnehmern vermittelt haben will. Das unseriöse Versprechen des ehemaligen Hauptschülers und Elektromechatronikers lautet: „Nach acht Jahren Entwicklung und Langzeittest ist die Instant-Change-Methode 2019 mit überwältigendem Erfolg auf den Markt gegangen. Diese führt zu schneller Veränderung und emotionalen Spitzenzuständen in wenigen Minuten.“ Im Stile einer Märchenerzählung behauptet er: „Ich habe den Universalschlüssel für Dich, mit dem Du alles verwirklichen kannst, was Du willst.“ Der vor Selbstbewusstsein sprühende Geschäftemacher, der sich zunächst in der Finanzdienstleistungsbranche selbstständig machte und danach über seinen Bruder Raphael Weinstock eine Coachingfirma in Deutschland betrieb, gaukelt eine „Revolution des Coachings“ vor, um „Ängste, negative Glaubenssätze und Blockaden innerhalb von Sekunden zu lösen“. Mittels der Instant-Change-Methode will er „Tausenden Menschen zu einem glücklicheren Leben verholfen“ haben. Auf seiner Internetseite zeigt er einen „Millionaire Mind Movie“ als „die besten Affirmationen für finanzielle Freiheit“. Der Kurzfilm habe „die Power, deine finanzielle Zukunft für immer zu verändern, weil dieser deine Glaubenssätze zum Thema Geld verändert“.
Zum Geld scheint der inzwischen im Südwesten Frankreichs lebende Selbsthilfe-Guru ein spezielles Verhältnis zu haben. Mit einer Firma auf Mallorca soll er einen Monatsumsatz von 5.000 Euro gemacht haben und in Spanien bis 2019 nicht behördlich gemeldet gewesen sein, obwohl er dort schon seit 2014 lebte. 2017 soll er eine Firma auf den Seychellen gegründet haben und später eine in der Schweiz, über die dann alles abgerechnet wurde. Das dürfte auch für seine privaten Einkommen durch eine spanische Firma in Jahren von 2019 bis 2023 gelten. Weinstock, der sich allen Ernstes „zu den Top 10 der einflussreichsten Erfolgstrainer“ rechnet, betreibt sein Beratungs-Business über die WEINSTOCK ACADEMY SAS mit Sitz in der südwestfranzösischen Gemeinde Gensac-la-Pallue.
Insider zerpflücken die Versprechungen, die er allen macht, die mit Instant Change ebenfalls Geld verdienen wollen und auf den Titel als „Instant Change Certified Professional“ hoffen. So soll Weinstock einen völlig utopischen Verdienst von mindestens 347,90 Euro pro Stunde versprechen und suggerieren, dass 30 Prozent der Einkünfte ins Marketing der Professionals beziehungsweise der Ausbilder investiert werden. Außerdem werde der Eindruck erweckt, dass die Coaching-Ausbildung gar keine Kundenberatung erfordere, Instant Change der Neukundengewinnung diene und eine breitgefächerte Promotion stattfinde. Überdies werde behauptet, dass das Businessmodell komplett durchdacht und völlig praxistauglich sei. Die Methode funktioniere nicht, wenn die Kunden im System nicht registriert seien, heißt es vonseiten des Weinstock-Teams. Laut den Insidern entspricht all das aber nicht den Tatsachen. Die Kunden verlangten sehr wohl Beratung und Schulung, und es gebe keine langfristig planbaren Ergebnisse. Die Anwender der Transformationsmethode benötigten keine 20 Minuten pro Sitzung, sondern 60 Minuten, und den Kunden reichten auch keine drei Anwendungen. Investiert werde nur in das Marketing des Verkaufs der Lizenzen und Ausbildungen, aber keineswegs in die Promotion zugunsten der Lizenzinhaber. Es gebe weder ein fertiges Businessmodell und noch die Unterstützung, die nötig ist, damit in der zugesicherten Weise Geld verdient werden kann. Kunden würden sogar bei 20 Prozent Aufschlag zu Raten- oder Einmalzahlungen gezwungen, und sie verkauften ihre Autos oder Häuser, weil sie reich gerechnet würden. Ein weiterer Vorwurf lautet, dass die Anwender keinen Zugriff auf wichtige Funktionen der Transformationsmethode hätten und regelrecht eingeschüchtert würden.
„Hast Du Dich vielleicht auch schon mal gefragt, wie Du in einem gewünschten Lebensbereich Deinen positiven Durchbruch erreichen kannst? Vielleicht im Bereich Beziehungen, Selbstliebe oder Erfolg? Oder auch in einem anderen Bereich? Was soll sich für Dich in Deinem Leben verändern“, fragt Weinstock und preist sein Instant-Change-Verfahren als Ausweg aus allen Lebenskrisen. Der Deutsche Coachingverband empfiehlt allen Ratsuchenden, bei Coaches nach objektiven Professionalitäts- und Seriositätsmerkmalen zu suchen. Der Verband vergibt Zertifikate an Berater, die sich zu Ethik und Transparenz verpflichtet haben. Daniel Weinstock würde ein solches Zertifikat garantiert nicht bekommen.