Bad Dürkheim – „Her mit den günstigen chinesischen E-Mobilen“, forderte unlängst ein „Spiegel“-Kolumnist. Die deutsche Automobilindustrie habe den Zukunftstrend zum E-Auto zu lange verschlafen, „ihre Lobbyanstrengungen pro Verbrennungsmotor und gegen Schadstoffgrenzwerte machen sie genauso unsympathisch wie der unzureichend aufgearbeitete Dieselskandal um technische Betrugssysteme“. Angesichts der scharfen Preiskonkurrenz durch chinesische Produzenten gibt es eine idiotische Diskussion über Strafzölle für chinesische Elektroautos. Solche lehnt aber sowohl Bundesverkehrsminister Volker Wissing als auch der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) ab. Derzeit gebe es einen Zoll von zehn Prozent auf Autoimporte aus China und umgekehrt einen Importzoll von 15 Prozent auf in China eingeführte Autos, so das Hamburger Nachrichtenmagazin. Trotzdem sind chinesische Stromer teils deutlich preisgünstiger als die Modelle der deutschen Autobauer. Besonders deutlich appellierte Mercedes-Chef Ola Källenius an die EU-Kommission: „Erhöhen Sie nicht die Zölle. Ich bin da ganz anderer Meinung, ich denke, wir sollten den umgekehrten Weg gehen: die Zölle, die wir haben, nehmen und sie senken.“ Hintergrund ist ein Prüfverfahren Brüssels, ob der chinesische Staat mit gezielten Subventionen einen unlauteren Wettbewerb im E-Auto-Markt fördert. Zur Reduzierung der CO₂-Emissionen fordert „Spiegel“-Autor Christian Stöcker maximale Kaufanreize für Elektromobile. Dazu gehört für ihn die weitere Verbilligung chinesischer E-Autos durch niedrige Einfuhrzölle. Er fasste zusammen, warum möglichst billige E-Autos im absoluten Allgemeininteresse sind: „Jedes Auto, das durch ein E-Auto ersetzt wird, ist ein weiterer Schritt in eine Welt, in der fossile Brennstoffe keine Rolle mehr spielen.“
Diese Aussage würde Lars Nikolai Stevenson sofort unterschreiben. Der Gründer und CEO der Elaris AG hat sich auf den Import leistungsstarker, komfortabler und trotzdem relativ preisgünstiger E-Autos aus China spezialisiert. Im vergangenen Jahr wurden hierzulande 525.000 vollelektrische Fahrzeuge zugelassen. Aber weniger als 30.000 davon kamen direkt aus China. Das will Stevenson mit guten Argumenten ändern, weil er von den Kundenvorteilen der fernöstlichen Stromer restlos überzeugt ist. „Mobilität muss sich dem Menschen anpassen. Es braucht gelungene technische Unterstützung und bezahlbaren Komfort und Technologie auf hohem Niveau“, argumentiert er. „Der normale Verbraucher interessiert sich nicht mehr für PS oder Geschwindigkeiten, sondern fordert fortschrittliche E-Mobilität zu bezahlbaren Preisen.“ Derzeit bietet die Elaris AG unter eigenem Markennamen sechs Elektroauto-Modelle vom Kleinstwagen über die Limousine und den SUV bis zum Transporter. Zur Fahrzeugpalette gehören der Stadtflitzer Dyo, der familienfreundliche Lenn, der noble SUV Beo, die sportliche Limousine Jaco sowie die Transporter Caro sowie Caro S.
Das grüne Start-up mit Sitz in Bad Dürkheim setzt ganz auf bezahlbare und bedarfsgerechte Elektromobilität. Dafür kooperiert es mit großen chinesischen Elektrofahrzeugmanufakturen wie der GAC-Group sowie Skywell und Dorcen. In den letzten Jahren hat sich China fraglos zum Leitmarkt der Elektromobilität entwickelt. Die im Auftrag von Elaris produzierten Fahrzeuge werden vollständig an die europäischen Anforderungen angepasst. Die in Fernost vom Fertigungsband laufenden Elektrofahrzeuge unterscheiden sich deshalb von jenen, die für den chinesischen Heimatmarkt bestimmt sind. „Alle Fahrzeuge von Elaris sind selbstverständlich für den EU-Markt zertifiziert und vollständig homologisiert. Und wir können auf Kundenwünsche eingehen, weshalb alle Autos schnell angepasst werden können. Bei uns trifft Präzision auf Flexibilität“, heißt es bei den E-Auto-Enthusiasten aus Rheinland-Pfalz. Besonders im Softwarebereich der Autos nehmen sie Veränderungen vor. Die Fahrzeuge werden erst dann gefertigt, wenn alle Wunschkonfigurationen der Kunden vorliegen. Ein anderes Geschäftsfeld von Elaris sind Ladeinfrastrukturlösungen wie Ladesäulen und Wallboxen.
Die Expansionspläne im Dienst der klimafreundlichen Verkehrswende gehen mit einem erhöhten Kapitalbedarf einher, den Lars Stevenson über die Ausgabe von Aktien decken will. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten ist das innovative E-Mobility-Unternehmen inzwischen im Freiverkehr der Börse München notiert. Mit dem Stichtag 14. März 2024 wurden alle 12,1 Millionen Aktien in das Handelssegment m:access einbezogen. Der Erstkurs der Elaris-Aktie lag bei 40,60 Euro, was einer überzeugenden Marktkapitalisierung von 491 Millionen Euro entspricht. Laut Fachmedien befanden sich die Aktien vorher zu mehr als 90 Prozent mittelbar im Besitz des Unternehmensgründers Lars Stevenson und seiner Ehefrau. Weitere fünf Prozent der Anteile soll die Neon Equity AG des Großinvestors Thomas Olek halten. Der Impact-Investor und ESG-Vordenker fand anerkennende Worte für das erfolgreiche Börsendebüt: „Wir haben unser gut ausgebautes Netzwerk und unsere Erfahrung im Bereich Kapitalmarkt-Transaktionen in das Unternehmen eingebracht. Zudem wollen wir Elaris als Aktionär begleiten und an der erfolgreichen Entwicklung des Unternehmens partizipieren. Elaris ist mit seinen innovativen Produkten in einem stark wachsenden Zukunftsmarkt positioniert. Der Ausbau der E-Mobilität ist für die globale Energiewende wichtig. Elaris passt deshalb perfekt in unser Portfolio.“ Stevenson sprach von einem neuen Wachstumskapitel in der Firmengeschichte: „Mit der Börsennotierung erhöht sich unsere Visibilität am Markt und wir können unsere Wachstumsstrategie weiter forcieren. Als nächste Schritte wollen wir die Modellpalette unserer Elektrofahrzeuge weiter ausbauen und international wachsen.“ Zur weiteren Kapitalbeschaffung ist eine Notierungsaufnahme der Aktien am Börsenplatz Xetra geplant.
Für das Wachstum auf dem italienischen Markt hat die Muttergesellschaft Elaris Holding GmbH die 100-prozentige Tochter Elaris Italy S.R.L. mit Sitz in Turin gegründet. Für deren Führung konnten erfahrene italienische Automobilexperten gewonnen werden. Mit dem Transporter Caro S und den Produkten aus dem Kleinwagensegment will Elaris eine Lücke im italienischen Markt schließen. Dort wird die E-Mobilität immer beliebter. Laut Marktstudien stieg die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos 2023 im Vorjahresvergleich um fast 35 Prozent. Außerdem wird der staatlich subventionierte „Öko-Bonus“ den Kauf von E-Fahrzeugen in Italien ankurbeln. Elaris hat überdies in der Türkei einen Lizenzvertrag für den Import und Vertrieb der eigenen Autos abgeschlossen. Der Sitz des Lizenzpartners ist Ankara. Nach Angaben des türkischen Verbandes der Automobilhändler legte der Inlandsabsatz von Elektroautos im vergangenen Jahr um mehr als 800 Prozent zu. „Mit der Expansion nach Italien und in die Türkei treiben wir unsere Internationalisierung deutlich voran“, betont Lars Stevenson. „In beiden Ländern gewinnt die E-Mobilität zunehmend an Bedeutung. Mit unseren voll ausgestatteten E-Fahrzeugen aus verschiedenen Fahrzeugklassen bedienen wir die hohe Nachfrage nach smarten E-Autos in beiden Märkten.“